Davensberg - Das Tor zur Davert

Der Bürensche Epitaphaltar zu Davensberg

Der Bürensche Epitaphaltar der
Katholischen Pfarrkirche St. Anna zu Davensberg
im Lichte neuentdeckter Rekontruktionsentwürfe


Das Phänomen eines Epitaphaltars ist in Westfalen im frühen 16. Jahrhundert selten zu finden. Umso spannender erscheint es, den Bürenschen Altar dieses Typus im Lichte neuentdeckter Rekonstruktionsentwürfe zu untersuchen.

Vor achtzig Jahren beklagte sich der wissenschaftliche Berater der Werke Johann Brabenders, Friedrich Born, bitter über den Zustand des Davensberger Epitaphaltares: "In welch pietätloser Weise außer dem Domlettner (in Münster) noch manche andere Kunstwerke unseres Meisters später behandelt worden sind, zeigt am besten der steinerne Altaraufsatz in Davensberg".

Heute neigen wir dazu, den guten Erhaltungszustand dieses Epitaphaltares redlich zu rühmen, denn zu den am besten erhaltenen Arbeiten des Bildhauers Johann Brabender gehört eben doch der Davensberger Altaraufsatz. Die Diskrepanz zwischen beiden Feststellungen läßt sich nur durch die Geschichte der Restaurierung dieses Bildwerkes erklären. Diese begann unmittelbar nach der Jahrhundertwende und wurde durch einen kürzlich entdeckten Rekonstruktionsentwurf des Bildhauers Bernhard Frydag neu ins Blickfeld gerückt.

Die letzte im Jahre 1975/77 abgeschlossene Wiederherstellung des Altaraufsatzes zeigt weitgehend dessen ursprüngliche Gestalt. Der schlichte blockhafte Altartisch aus Baumberger Sandstein ist wenig gegliedert. Zwischen den profilierten, etwas vorspringenden Sockel- und Deckplatten ist die Stirnseite des Altartisches nur mit einem dreigliedrigen Maßwerk geschmeckt. Zwischen Altartisch und -aufsatz vermittelt die Predella. Sie ist als Memorientafel mit Inschrift und Stifterwappen versehen. Die lateinische Inschrift der Predella - links und rechts vom elterlichen Wappen des Stifters Melchior von Büren d. Ä. (Balthasar von Büren und Elisabeth von Wickede) - lautet:

"Venerabilis et eximius domin(us) Melchior a Bueren, canonic(us), senior, cantor et cellerari(us) Mon(asteriensis) eccl(es)ie, sculptilem hunc typum suo sumptu polite fieri pie mo(n) min(us) et q(uam) liberaliter curavit eumque memorie et honori tum nativitatis tum passionis Christi, ad hec Tri(um) Reg(um), Marie virginis et Anne matris dedicavit, quor(um) o(nin)i(u)m suffragiis predictus d(omi)n(us) et frater ei(us), Johannes a Bueren, satrapes in Werne eiusq(ue) c sima coniunx Maria et universa nobilis sue stirpis familia, postq(uam) supremu(m) die(m) obierunt, in eterna pace inter beatos spirit(us) relati feliciter quiescant. Amen."

"Der ehrwürdige und erlauchte Herr Melchior von Büren, Kanoniker, Senior, Kantor und Kellerer der münsterschen (Dom-)Kirche, hat diesen gemeißelten Bildstock auf seine Kosten kunstvoll und nicht weniger fromm als freigebig errichten lassen und diesen dem Angedenken und der Ehre der Geburt und des Leidens Christi, ferner (zu Ehren) der Heiligen Drei Könige, der Jungfrau Maria und der Mutter Anna geweiht, durch deren Fürbitten der genannte Herr und sein Bruder Johannes von Büren, Statthalter (Drost) in Werne, und dessen hochgeschätzte Gemahlin Maria und ihre gesamte Familie adeligen Geschlechts bei ihrem Ableben in ewigem Frieden unter den Seligen glückselig ruhen mögen. Amen.

Der Stifter Melchior von Büren d. Ä. (geb. um 1480 in Davensberg, gest. am 8. August 1546 in Münster) war von 1528 bis 1543 Kanoniker der Kathedralskirche St. Paulus zu Münster. Die lkonographie seines Epitaphaltares steht im Zeichen der in der Inschrift zum Ausdruck gebrachten Widmungsidee: in der erhöhten Mitte mit dem Relief der "Kreuzigung", flankiert durch die Darstellungen der "Anbetung der Könige" und "Anbetung der Hirten". Das Totengedächtnis galt - laut Inschrift - vor allem dem Stifter selbst, seinem Bruder Johannes und dessen Gemahlin Maria von Covoerden bzw. der gesamten Familie adeligen Geschlechts. Ganz in diesem Sinne findet man die Darstellung des Stifters unter dem Kreuz Christi mit seinem Patron, dem hl. Bartholomäus, im Gebet, ähnlich die seines Bruders Johannes zusammen mit dem Evangelisten Johannes bei der "Anbetung der Heiligen Drei Könige" und die der Gemahlin seines Bruders mit den Heiligen Petrus und Paulus bei der "Anbetung der Hirten".

Der dreiteilige Altaraufsatz ist aus Baumberger Sandstein gearbeitet, im Gegensatz zu den Altar-Flügeln, die gemalt sind. Die oberen Flügelteile sind 1550 datiert, die unteren 1566. Hier haben wir es also mit einer Plan- bzw. Auftragsänderung zu tun, die uns nicht überliefert ist. Der Auftraggeber des Altares, Melchior von Büren d. Ä., hat wohl nur die Fertigstellung des steinernen Reliefs erlebt. Darauf deutet auch die Inschrift ohne Sterbedatum hin. Es ist anzunehmen, daß die Arbeiten für Flügelbilder im Auftrage seines Neffen, seines Amtsnachfolgers, des Domherrn Balthasar von Büren (von 1543 bis 1568 Kanoniker am Dom zu Münster) weitergeführt wurden. Die Darstellung des Balthasar von Büren dürfen wir wohl - an Hand des Bürenschen Wappen - auf dem oberen linken Flügelbild bei der Szene "Verspottung Christi" erblicken. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Darstellung der  "Auferstehung Christi" angebracht. Der Maler der oberen, 1550 entstandenen Flügelteile ist unbekannt. Die doppelseitig bemalten unteren Flügel stammen aus der Werkstatt des münsterschen Renaissance-Malers Hermann tom Ring (dat. 1566), in geschlossenem Zustand mit den Evangelisten Matthäus und Markus, geöffnet mit Lukas und Johannes. Die Entstehung des gesamten Epitaphaltares umfaßt also eine Zeitspanne von fast einem Vierteljahrhundert, von 1544/46 bis 1566. Die Entstehungszeit des steinernen Aufsatzes von Johann Brabender läßt sich mit Sicherheit zwischen dem Sterbedatum des Johannes von Büren (1544) und dem Todesjahr des Auftraggebers (1546) festlegen. Dafür spricht nicht nur das fehlende Sterbedatum des Melchior von Büren auf der Predella, sondern auch die Tatsache, daß er sich selbst hier bereits als Senior bezeichnet.

Da die bisherigen Beschreibungen des Werkes oft divergierend und meist zu knapp abgefaßt sind, ist es angebracht, eine genauere Betrachtung hier anzuschließen. Das mittlere Relief stellt den Kreuzestod Christi dar. Christus zwischen den beiden Schächern auf dem Kreuz erhöht dargestellt. Oberhalb des Kreuzes Christi erscheint Gottvater mit der Taube des heiligen Geistes, um die Göttlichkeit des Gekreuzigten zu bezeugen. Oberhalb der drei Kreuze zeugen Bilder der Sonne und des Mondes von der kosmischen Erschütterung beim Geschehen des Todes Christi. Am Fuße des Kreuzes steht die heilige Maria Magdalena. Unterhalb des Kreuzes des guten Schächers (von Christus aus rechts) steht der hl. Apostel Bartholomäus mit dem knienden Stifter Melchior von Büren d. Ä. in der Verehrung des Gekreuzigten; auf der linken Seite Christi, gleich daneben, die trauernde Muttergottes, begleitet von dem Evangelisten Johannes. Maria blickt auf den betenden Stifter. Mit diesem Bildmotiv wird die besondere Beziehung des Stifters zu Maria verdeutlicht; er hat Maria zu seiner persönlichen Patronin - als Mediatrix, Vermittlerin - gewählt, wie auch den hl. Bartholomäus. Auch in seinem Testament vom 6. August 1546 empfahl er seine Seele der Jungfrau Maria und seinem Apostel Bartholomäus. Analogerweise ist Melchior von Büren auf dem Relief der "Anbetung der Heiligen Drei Könige" der Münsterschen Domkammer (zwischen Maria und dem Apostel Bartholomäus) dargestellt. Dieses Relief bildete einst die Mitte des Epitaphaltares im Dom zu Münster. Unterhalb der ganzen Kreuzigungsszene ist heute die "Beweinung Christi" dargestellt, in einer vierfigurigen Komposition: um den Leichnam Christi herum mit Maria in der Mitte, Johannes, der das Haupt Christi hält und Maria Magdalena, die die Salbung des Leichnams vorbereitet. Dieses Relief der "Beweinung Christi" ist eine stilistische Nachempfindung aus dem Jahre 1929. Eben an dieser Stelle wurde der Altaraufsatz früher verändert (s. u.).

Die beiden seitlichen Relieffelder - links die "Anbetung der Heiligen Drei Könige", rechts die "Anbetung der Hirten" - sind unbeeinträchtigt eigenhändige Arbeiten Johann Brabenders.

Die Szene der "Dreikönigsanbetung" ist durch. die hochragende Architektur des Hintergrundes in der Form eines "Bogentores" mit drei halbkreisförmig abgeschlossenen Öffnungen und einer halbkreisförmigen Bekrönung synnnetrisch bestimmt. Die drei Königsgestalten (von links nach rechts) Balthasar, Melchior und Caspar, die ihre Gaben dem Jesukind darreichen, sind als Vertreter der drei Lebensalter und zugleich der drei Erdteile charakterisiert (Asien, Europa, Afrika). Der Namenspatron des Stifters Melchior kniet etwas hervorgehoben im Vordergrund auf einem Podest.

Auf der gegenüberliegenden Seite variiert Johann Brabender dieselbe Zentralkomposition, statt aber mit sieben nun mit insgesamt zwölf Figuren, und mit einer dreigliedrigen Tor-Architektur im Hintergrund: Maria kniet betend in der Mitte, vor ihr das menschgewordene Jesuskind, erhöht auf einem Strahlennimbus liegend (Symbol des Sol invictus). Zwei huldigende Engel singen darüber schwebend "Ehre sei Gott in der Höhe ..." (Lk 2, 14). Im Hintergrund drängen sich Ochs und Esel neugierig staunend zu dem Gottessohn. Ein junger und ein alter Hirte rechts und links neben Maria haben ihre Mützen als Zeichen ihrer Huldigung vom Kopf gerissen. Der hl. Joseph schaut sitzend - nachdenklich, etwas unbeteiligt - zu den Aposteln Paulus und Petrus hinüber, die hier die Fürbitte mit Maria von Covoerden zusammen "verkörpern". Soweit diese Beschreibung der steinernen Reliefs von Johann Brabender, die den Mittelschrein bilden. Ihre Restaurierung wurde zuletzt 1975/77 abgeschlossen.

Obwohl die ursprüngliche Gestalt dieses Epitaphaltares weder schriftlich noch durch bildliche Darstellungen früherer Zeiten überliefert ist, dürfen wir davon ausgehen, daß der Altaraufsatz bis zum 19. Jahrhundert unverändert erhalten geblieben ist. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Altar der Davensberger Kirche willkürlich verändert: Das untere Drittel des mittleren Kreuzigungsreliefs wurde abgearbeitet, um an dieser Stelle für einen Tabernakel Platz zu gewinnen. Fotographische Aufnahmen und Beschreibungen zwischen 1891 und 1905 halten noch diesen veränderten ("barockisierten") Zustand des Altares fest. Diese Aufnahmen des Westf. Amtes für Denkmalpflege aus dem Jahre 1891 zeigen den Altaraufsatz auch ohne die gemalten Flügelbilder von Hermann tom Ring. Die von dem Fialenschmuck und den dekorativen, durchbrochen gearbeiteten Blattwerk-Elementen "bereinigten" Reliefs dienten bisweilen zur beliebigen Aufstellung von Skulpturen, die verschiedenen Jahrhunderten entstammten. Die Harmonie des ursprünglichen Zustandes war damit stark beeinträchtigt.

Im Jahre 1905 wird die Restaurierung der Kirche eingeleitet, die zu der ersten Erweiterung im Westen des Baues führt. Im Zusammenhang mit diesem Erweiterungsbau kam wohl auch die Idee einer Neugestaltung bzw. Restaurierung des Altares auf. Das bezeugen zwei Pläne, die quasi die Vorstufen für die Restaurierung von 1975/77 bildeten.


Altarentwurf von Bernhard Frydag
im Jahre 1905
Im Frühjahr 1985 wurde ein Altarentwurf im Pfarrarchiv der St.-Anna-Kirche zu Davensberg aus der Hand Bernhard Freydags entdeckt. Die großformatige, kolorierte Bauzeichnung zeigt den ehemaligen Hochaltar der früheren Burgkapelle der Herren von Davensberg aus dem 16. Jahrhundert in einem merkwürdigen Zustand: Die oberen zwei Drittel des mittleren Reliefs mit der "Kreuzigung Christi" und die beiden seitlichen Reliefs mit den Szenen "Anbetung der Könige" und "Anbetung der Hirten" geben die Arbeit des Renaissance-Bildhauers Johann Brabender wieder, wie wir sie oben kurz beschrieben haben.

Verändert dargestellt ist auf dieser Zeichnung das untere Drittel des Kreuzigungsreliefs: links mit einem stehenden Mann, betend, in langem Gewand und rechts mit einem knienden Mann, betend, in ritterlicher Rüstung. Auf dem linken Flügel (an der Stelle der alten Bilder Hermann tom Rings) sehen wir die Darstellung des "Letzten Abendmahls" - in dem kleinen oberen Flügelteil mit der typologischen Szene "Opfer des Melchisedech" (Genesis 14, 18 - 20). Auf dem rechten Flügel - auffallend asymmetrisch - sind die Darstellungen von zwei heiligen Bischöfen (Ludgerus und Erpho) in großen Baldachinnischen zu sehen, in dem oberen Flügelteil mit einem adorierenden Engel. Die Predella - ohne alte Bestandteile, ohne Inschrifttafel mit Wappenzier - ist aufgesteckt, um das Tabemakel in der Höhe der neuen Predella unterbringen zu können. - Die Signatur der undatierten Zeichnung "B. Frydag" erlaubt doch eine vage Datierung: der Entwurf für die Modernisierung des Altares ist wohl noch vor der Berliner Zeit Frydags, wohl um 1905, entstanden. Er wurde jedoch nie ausgeführt.

Die Existenz eines zweiten Entwurfes für die "Entbarockisierung" des Davensberger Altares vom münsterschen Bildhauer Anton Rüller dokumentiert mit Nachdruck, daß die Restaurierung bzw. Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes dieses Altares die Kirchengemeinde zu Beginn des Jahrhunderts sehr beschäftigt hat. Diese signierte, aber leider undatierte Zeichnung scheint heute verschollen zu sein. Sie zeigt - nach einer Aufnahme des Westf. Amtes für Denkmalpflege - in dem unteren Drittel des Kreuzigungsreliefs den auferstandenen Christus zwischen zwei fürbittenden Gestalten. Im Gegensatz zum Frydagschen Entwurf sehen wir auf der Zeichnung Rüllers bereits die bis heute erhaltenen originalen Malereien mit den Darstellungen der vier Evangelisten von Hermann tom Ring. Dieser Entwurf wurde später etwas modifiziert ausgeführt.

Beide Entwürfe plädieren also, wenn auch sehr abweichend, für die Wiederherstellung des mittleren Reliefs. Bernhard Frydag zeigt mehr Eigenwilligkeit und bildhauerische Akzente, Anton Rüller mehr denkmalpflegerische Umsicht. Die 1929 realisierte Wiederherstellung des Epitaphaltares richtet sich im wesentlichen nach dem Plan Rüllers. Die kleineren Korrekturen sind jedoch nicht zu übersehen. Sie zeugen von einer steigenden Achtung des Originals aus dem 16. Jahrhundert. An die Stelle der vorgeschlagenen Gestaltung des unteren Drittels bei dem Kreuzigungsrelief mit "zwei Adorierenden" (B. Frydag) oder mit der "Auferstehung Christi" (A. Rüller) trat die Szene der "Beweinung Christi". Die oberen kleinen gemalten Flügelteile mit der "Verspottung" und der "Auferstehung Christi" von 1550 haben wieder ihren alten Platz eingenommen. Das durchbrochen gearbeitete Blattwerk mit Fialenschmuck oberhalb der drei Steinreliefs in Analogie zu anderen spätmittelalterlichen Beispielen - geht auf die Vorschläge von Bernhard Frydag und Anton Rüller zuriick.

Im Zuge des zweiten Erweiterungsbaus der Kirche von 1975/77 wurde die Wiederherstellung des Bürenschen Epitaphaltares folgerichtig zu Ende geführt: Das Tabernakel von 1929 wurde - ganz im Sinne der liturgischen Reformen des II. Vatikanischen Konzils - entfernt, damit ist die zweifache Aufstockung der Predella überflüssig geworden. Auch die ursprüngliche Form des Altartisches wurde wieder hergestellt. Durch die denkmalpflegerisch behutsame Rekonstruktion des münsterschen Bildhauers Anton Rüller steht also der Bürensche Epitaphaltar heute erhalten vor uns.


Altar der St. Anna-Pfarrkirche im Jahre 1977

Fassen wir die ikonologischen Aspekte dieses Epitaphaltares kurz zusammen: Das zentrale Geschehen des Opfertodes Christi bestimmt das ganze Werk (Mittelrelief). Kreuzesopfer und Meßopfern - die bildende "Verkündigung" der Passion und die sakramentale Handlung waren aufeinander bezogen. Sie sind erweitert durch die Szenen der "Verspottung" und der "Auferstehung Christi". Die Menschwerdung Gottes ist durch die frankierenden Reliefs der Anbetung der Heiligen Drei Könige und der Hirten repräsentiert. Das Thema war ursprünglich auch auf den oberen Flügelbildern (in geschlossenem Zustand) durch die Szene der "Verkündigung der Geburt Christi an Maria" (heute verschollen) angeklungen. Das übergreifende Bildmotiv der vier Evangelisten, die in ihren Büchern die Heilsgeschichte festgehalten haben, erinnert an die große Spannweite der lkonographie dieses Epitaphaltares.

Die Bildmotive des Totengedächtnisses und der Fürbitte bereichern das gesamte heilige Geschehen: wir erinnern dabei nochmals an die Darstellungen 1. des Stifters Melchior von Büren d. Ä. mit dem Apostel Bartholomäus, 2. des Bruders des Stifters Johann von Büren mit dem Evangelisten Johannes, 3. der Gemahlin des Johannes von Büren, Maria von Covoerden mit den Aposteln Paulus und Petrus und 4. des Neffen des Stifters Balthasar von Büren zu Füßen des verspotteten Christus.

Der Davensberger Epitaphaltar war nicht die einzige Altarstiftung Melchior von Bürens d. Ä. für Westfalen. Er stiftete einen Epitaphaltar auch im Münsterschen Dom, den sog. "Dreikönigsaltar", der bereits im 17. Jahrhundert, im Zusammenhang mit der Errichtung der Galenschen Kapellen, zerstört bzw. abgetragen wurde. Die Domkaminer zu Münster bewahrt noch in ihren Beständen das mittlere Relief dieses Epitaphaltares mit der Szene "Anbetung der Heiligen Drei Könige".

Der Epitaphaltar, dieses "wesentliche deutsche Phänomen" (D. A. Thauer) - Altar mit individuellem Totengedächtnis und Fürbitte - war in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Westfalen noch nicht sehr verbreitet, wie schon anfangs erwähnt, umso notwendiger erschien es mir, auf diese Bürensche Stiftung in Davensberg hinzuweisen.



Dr. Geza Jaszai

(entnommen dem Buch "Davensberg, Burg und Flecken, Wilhelm Henrichmann, Heimatverein Davensberg)