Davensberg - Das Tor zur Davert

Das Naturschutzgebiet Davert

or weit über eintausend Jahren war die Davert, unser heutiger Lebensraum, noch eine Wildnis - oft unnahbar, geheimnisvoll und sicherlich auch die Quelle zahlreicher Legenden, Sagen und Erzählungen. Sie bot mit ihren Moor- und Eichenwäldern einer großen Zahl an Tier- und Pflanzenarten Lebensraum.

Mit Beginn der Besiedelung im 12. Jahrhundert setzte auch die wirtschaftliche Nutzung des Waldes ein, die Forstwirtschaft begann. Schließlich vernichtete die Trockenlegung der Davert im 19. Jahrhundert ungezählte Feuchtbiotope, im 20. Jahrhundert zerschnitten Eisenbahn und Autobahn die Landschaft. Noch immer aber beherbergt die Davert eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, einige davon stehen auf der "Roten-Liste" und benötigen heute dringend unseren Schutz.



 
Europaweite Bedeutung
Das Gebiet der Davert ist eines der größten noch zusammenhängenden Waldgebiete in der westfälischen Bucht. In der Davert kommen gleich mehrere Lebensraumtypen vor, die internationalen Schutz genießen, dazu gehören die Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder, die bodensauren Buchen- und Eichenwälder, aber auch die Moorwälder und die Hochmoor- und Heidereste im Venner Moor. Dabei stellt die Davert für die Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder sogar das Hauptverbreitungsgebiet in ganz Nordwestdeutschland dar.

 
Mehrere gefährdete Arten
In den Wäldern der Davert leben insgesamt sechs Tierarten, für deren Überleben Deutschland eine internationale Verantwortung übernommen hat: Mittelspecht, Schwarzspecht, Wespenbussard, Neuntöter, Kammmolch und die Kreuzotter. Das Mittelspechtvorkommen der Davert gehört sogar zu den größten in ganz Nordrhein-Westfalen.

Daneben gibt es eine Reihe weiterer auf der "Roten-Liste" stehender und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, deren Heimat die Davert ist. Auch für waldgebundene Tagfalter stellt sie das bedeutendste Verbreitungsgebiet im Münsterland dar.

Ein großer Teil der gefährdeten Arten ist auf ungestörte und naturnahe Laubwälder mit einem hohen Anteil an Alt- und Totgehölzen angewiesen. Vor allem die Spechte benötigen diese Gehölze, um ihre Höhlen zu "zimmern".
Von dem großen Höhlenangebot wiederum profitieren zahlreiche Singvögel, Fledermäuse und Insektenarten. In der Davert brüten 5 Spechtarten, davon stehen 4 Arten auf der Roten-Liste! Auch die Ringelnatter und die Kreuzotter finden sich auf dieser Liste der stark gefährdeten Arten wieder.

 
Alt- und Totholz bringen Vielfalt im Wald
Alte Bäume, hohle Stämme und morsche Stümpfe bieten Lebensraum für zahlreiche Arten an Pilzen, Käfern, Spinnen, Asseln und andere Kleinorganismen. Sie zersetzen die Totgehölze und sorgen so für ein perfektes Recycling. Sieben unserer heimischen Amphibienarten brauchen liegendes Totholz zur Überwinterung und um Jagd auf Käfer und Spinnen zu machen. Ohne ausreichende Tot- und Althölzer im Wald sind viele Tiere, Pflanzen und Pilze in ihrer Existenz gefährdet, und der Wald verliert seine Vielfalt.

Seltene Tagfalterarten führen oft ein verstecktes Leben in den Baumwipfeln der Eichenwälder. Wichtige Nektarquelle für sie sind aber blütenreiche Waldsäume und Wegränder. Eine enge Verzahnung des Waldes mit der charakteristischen "Münsterländer Parklandschaft" aus Hecken, Baumreihen, Feldgehölzen und auch landwirtschaftlichen Nutzflächen ist unbedingt notwendig. Hecken wiederum prägen das Landschaftsbild im Münsterland: Sie bieten für viele Tierarten geeignete Brutplätze, ein hohes Nahrungsangebot, bremsen den Wind und begrenzen dadurch die Erosion.

 
Lebensräume für Amphibien

Noch vor 150 Jahren bestanden weite Teile der Davert aus Moor und Heide, davon ist nur das Venner Moor als letztes Moor der Davert erhalten geblieben.

Die wasserstauenden Lehmböden der Davert bieten gute Voraussetzungen für viele Kleingewässer: In den Wäldern sind oft beschattete, im Sommer ausgetrocknete Waldtümpel anzutreffen.
Sie bieten Lebensraum für den seltenen Kiemenfußkrebs und sind sehr wertvoll als Laichplätze für Amphibien. Große Flächen des einst typischen "Feuchtgrünlandes" aber existieren nicht mehr, sie wurden aufgefüllt oder in Ackerflächen umgewandelt.

 
Es muß viel getan werden...
Unbestritten ist die Bedeutung dieser einmaligen Landschaft, auch weit über unsere Region hinaus. Unbestritten ist auch, dass sehr viel getan werden muss, um diesen einzigartigen Lebensraum zu erhalten.
Das Waldgebiet der Davert fällt nicht nur unter die FFH-(Fauna-Flora-Habitat-)Richtlinie der Europäischen Union, es fällt auch unter die Vogelschutzrichtlinie. Damit genießt die Davert ab 2001 auch europäisches Naturschutzrecht.

Und dies wird Auswirkungen haben: Große Kahlschläge im Baumbestand wird es nicht mehr geben. Auch die Umwandlung von Laubgehölzen in Nadelgehölze wird verboten sein. Wertvolles Feuchtgrünland darf nicht in Ackerflächen umgewandelt werden, Feuchtbiotope dürfen nicht aufgefüllt und vernichtet werden. Ziel ist auch eine naturnahe Waldbewirtschaftung, und dies stellt neue Aufgaben und Herausforderungen an die Forstwirtschaft, an die Jagd, aber auch an unser aller Freizeitverhalten.

So muß die Forstwirtschaft naturnahe Laubmischwälder mit einem hohen Anteil an Alt- und Totholz fördern. Seltene Moorwälder müssen erhalten werden, die Jagd hat einen waldverträglichen Wildbestand zu gewährleisten.

Letzlich müssen alle ihr Freizeitverhalten so ändern, dass störungsempfindliche Tiere und Pflanzen weiter ihren Lebensraum finden. Und es muss politische Aufgabe sein, große zusammenhängende Waldflächen nicht nur zu erhalten, sondern teilweise auch wiederherzustellen.

 
Jeder trägt Verantwortung
Die zukünftige Entwicklung der Davert wird weitgehend bestimmt von der Land- und Forstwirtschaft, von der Jagd- und Freizeitnutzung. Aber nur wenn alle Partner große Anstrengungen unternehmen und sich der Verantwortung stellen, wird die einmalige Landschaft der Davert auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.


Hermann-Josef Bergmann

(entnommen dem "Davensberger Jahrbuch 2001", Heimatverein Davensberg)